27. Dezember 2009

Angriff in der Stadt

Si, wir haben den zweiten Robo hinter uns, aber alles kam ganz anders, fuer alle.
Wir sind entlang der Sierra Richtung Sueden in das Touristenzentrum Cuenca ( 600.000 Einwohner) gekommen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir vormittags eine Inka-Ausgrabungsstaette mit Archaeologiemuseum besucht. Wir sind beeindruckt, wie hoch entwickelt hier die Kultur um 1500 n.C. war und auch schon in der Pre-Inkakultur um 500 v.C.Nach dem Museum gabs Schwein zu Mittag direkt vom Markt, muy rico. Der anschliessende Spaziergang am Flussufer mitten in der Stadt endete abrupt mit einem Ueberfall: An einer Bruecke zur Hauptstrasse schneiden uns 3 Schwarze den Weg ab und stuerzen sich sofort auf meine Beintasche mit dem Woerterbuch, Handy und Taschenmesser. Alles ging ganz schnell, sie fingerten mein ganzes Bargeld aus der Gesaesstasche und enttaeuscht darueber, dass es nur 2 Dollarnoten waren, dass sich Kinga einmischte und alle immer nervoeser wurden machten sie sich davon. Das Woerterbuch landete im Graben. Uns zitterten ganz schoen die Knie, ansonsten zum Glueck nichts passiert. Wir haben sofort ueber der Bruecke mit Hilfe von Passanten die Polizei informiert, die nach einiger Zeit mit einer Motorradstreife am Ufer auftauchte. Mit Hilfe des Woerterbuchs! haben wir erklaert, dass einer ein weisses Glasauge hat. Eine Stunde spaeter griffen uns zwei Motorradstreifen an unserem Hostal auf und sagten, dass sie 3 Verdaechtige festgenommen haben und wir fuhren zur Gegenueberstellung auf die Kommandozentrale. Dort sassen die 3 Kerle, einer ohne Auge, in Handschellen im Sport-Hof auf der Tribuene und wir wurden unten vorgefuehrt – tolles Gefuehl, aber eindeutig identifiziert.
Wir warteten dann um die Ecke, als ploetzlich ein Polizist mit 100 Dollar in Bar uns fragte, ob wir das Geld von den Kerlen annehmen und die Angelegenheit ist erledigt? Aus Angst, dass die Drei sich in Freiheit eh die Kohle wieder von uns holen haben wir die Polizei gefragt, ob wir uns die naechsten Tage im Hostel einschliessen sollen? Das ist irgendwie angekommen. Wir lehnten die Kohle ab und die Polizei hat uns 2-3 Tage Gefaengnis fuer die Deliquenten versprochen. 1 Stunde spaeter, immer noch auf der Kommandantur, hatten wir schon einige alte Handys begutachtet, als unser gestohlenes Handy doch auftauchte. Dann heisst es wir fahren jetzt zur Fiskal, zum Report und die 3 ins Gefaengnis, nur hatte man vergessen uns zu sagen, dass wir alle in einem Pickup fahren, die 3 schimpfenden Kollegen mit 1 Waechter auf der Ladeflaeche, wir vorn plus eine Motorradeskorte, prima. Auf einem Zwischenstop wurde uns auch noch unser Taschenmesser wiedergegeben – staun. Es war inzwischen dunkel, bis wir endlich mit dem Taxi wieder im Hostal waren.
Wir sind ueberzeugt, dass wir richtig reagiert haben. Die bescheuerten 3 haben wohl nicht damit gerechnet, dass wir wegen 2 Dollar und dem Kram zur Polizei gehen und 2 Oberhirnis sind weiter mit dem Oberglasauge zu dritt durch die Stadt geschlendert um sich schnappen zu lassen. Da haben wir alle wieder was gelernt. Wir erinnerten uns an Pizza-Juergen aus Tena, der gesagt hat “hier kannst du dich auf nichts und niemand verlassen” und hielten es fuer das Beste die Stadt am naechsten Tag zu verlassen.
Richtung Peru legen wir einen Zwischenstop ein in der schoenen Andenstadt Loja, von wo aus wir den Grenzuebergang vorbereiten koennen. Leider mussten wir den geplanten Inkatrail Ingapirca mit Karte, Kompass und Zelt aufgeben, aber vielleicht sind wir ja schlauer als die 3 Hirnis.

24. Dezember 2009

Noche de Paz

Wir wuenschen euch allen Frohe Weihnachten!
Bei uns kommt mit 30 Grad Sonne nicht wirklich Weihnachtsstimmung auf, aber unsere Hotelzimmer haben wir mit Kerzen und Zweigen dekoriert. War nicht leicht echte Zweige zu bekommen, weil man hier Plastik bevorzugt. Wirklich erstaunlich was Kinga aus Klebeband, den Goldknoepfen des Kleiderstaenders und Vorhangklammern improvisieren kann - also doch Weihnachten, sogar mit Liveuebertragung aus dem Vatikan und El Cascanueces aus Quito.

Wir haben uns leckere Lomos a la plancha gegoennt in einem urigen Gasthaus, wo angeblich frueher Senor Bolivar speiste. Danach war Bescherung mit 2 wunderbaren CDs, alles musica national, wie im Bus. Heiligabend ist hier ansonsten Business as usual, gefeiert wird am Ersten, bei unserem Weihnachtsspaziergang um 22 Uhr durch den beleuchteten Park waren die Laeden noch offen und voll mit Menschen. Bertille, die mit uns im Dschungel war, sitzt an der peruanischen Nordkueste, wo gar nichts geht, alles zu, Sonne, Strand, von Weihnachten keine Spur, wie sie uns schreibt.
Kinga hat ihre Sinusitis auskuriert und dabei aus Langeweile im Hotelzimmer auch mein Horoskop in der Yellowpress gelesen, erstaunlich woher Walter das alles weiss ...

21. Dezember 2009

Navidad en Riobamba

Zur Zeit haelt uns eine hartnaeckige Nasennebenhoehlenentzuendung von Kinga in Riobamba fest. Alles fing ganz harmlos an und ich dachte mit Antibiotika haben wir die Sache schnell im Griff - falsch gedacht.
Wir waren inzwischen beim Otorrinolaringologio, der hat erstmal bastante gerufen, als er in Kingas Hals geschaut hat und einen Virusinfekt diagnostiziert. Jetzt gibts zum Cefpodoxim und Nasonex noch Valaciclovir dazu.
Die in der Farmacia nebenan strahlen schon wenn ich komme. Meinen Vorwurf von Antibiotikaresistenzen haben sie immer strikt abgelehnt, damit hatten sie wohl Recht behalten, jedenfalls sind alle supernett, kompetent, tauschen Medikamente auf Wunsch um und geben stueckgenau ab.

In der Zwischenzeit schauen wir uns in Riobamba die Weihnachtsvorbereitungen an, volle Geschaefte und bunte Strassenumzuege, mind. 10 am Tag die von Viertel zu Viertel alternieren. Der koloniale Stil der Stadt mit ihrer lebendigen Strassenkultur beeindruckt uns sehr. Wir haben dabei immer den nur wenige km entfernten Chimborazo mit 6300 Metern,


Ecuadors hoechsten Berg im Blick. Ich habe tourimaessig eine Zugfahrt zur Nariz del Diablo gemacht, musste aber feststellen, dass die erhoffte nostalgische Dampflokomotive durch eine Schienenbuskonstruktion ersetzt wurde, weil die Schienen aus dem Jahre 1902 das schwere Stahlross nicht mehr tragen koennen, schade. Dafuer Dutzende Amerikaner getroffen, die von ihrem Fahrer zum Bahnhof gebracht wurden...

17. Dezember 2009

Angriff Im Dschungel



Endlich erreichen wir den echten tropischen Regenwald - auf Meereshoehe angekommen, ein absoluter Kontrast zur Vulkanlandschaft. Wir haben unsere Zentrale nach Tena, weg von den Anden, weit nach Osten verlegt, um in das Amazonasbecken vorzudringen.
Ploetzlich werden wir erdrueckt von 100% Luftfeuchte, Hitze, Wald mit 30 Meter Baeumen, Moskitos und Oel. Mit einem Fuehrer konnten wir in einer Dreiergruppe (nette Franzoesin) an einer Lagune des Napo River, der in den Amazonas muendet, 3 Tage im Dschungel leben. Vor dem ersten Abendessen ging es mit dem Kanu zum Piranhaangeln, basic nur mit Stock, Schnur, Haken, guten Nerven und rohem Fleisch. Konzentration ist nicht nur fuer einen guten Fang wichtig, eine Unachtsamkeit, wie bei Oswaldo und die Fingerkuppe ist weg. Zum Glueck ist der Angriff glimpflich ausgegangen d.h. beim anschliessenden Grillen war alles vergessen und es wurden Plaene gemacht, nachts auf Kaimansuche zu gehen. Das war dann Adrenalin pur, als der Kaiman unser Boot attackiert hat, reinbeisst und einen Zahn verliert. Wir hatten grosses Glueck, dass wir auf einer Dschungelfarm mit der Familie von Don Silvio lebten und so herzliche Einblicke in das Leben in dieser von uns so fernen Welt bekommen haben.

Sie haben hier erst vor ca. 60 Jahren diese ausserordentliche Lagune bewohnbar gemacht und eine Selbstversorger-Comunidad gegruendet, die heute ein wichtiges Bollwerk gegen die immer naeher rueckenden (europaeischen) Oelgesellschaften bildet. Hintergruende dazu findet ihr unter www.chevrontoxico.com. Dank dieser Menschen hier steht heute dieses einzigartige Oekosystem unter Schutz, was uns ungeahnte Erlebnisse mit Tier und Natur gebracht hat. Eine Schlange bekam morgens in der Latrine den Kopf abgehackt, gegrillte Larven aus dem Innern des Baumstamms sind eine Delikatesse, Gummistiefel ueberlebenswichtig, Schwimmengehen toedlich...

10. Dezember 2009

Cotopaxi Nationalpark

Ein Highlight war fuer uns die Tour zum Cotopaxi Vulkan. Leider hat uns verregnetes, nebliges Wetter erwischt, sodass nichts aus den Postkartenansichten wurde. Uebernachtet haben wir in der Berghuette Sued auf 4000 Meter, wo wir 3 junge Deutsche getroffen haben. Das Wandern in der Hoehe klappte diesmal sehr gut, sodass wir es bis zu unserem Ziel, dem Campo Alto auf 4750m geschafft haben. Hier konnten wir den Gletscheraufstieg zum Gipfel auf 5800m sehen. Die duenne Luft, die Steigung und die ueberwaeltigenden Impressionen sorgten aber dafuer dass unser Puls staendig erhoeht blieb – wir mussten uns schon Zeit lassen und bloss nicht zu schnell aufsteigen. Leider war fuer mich die Nacht eine ziemliche Tortur, kein Auge zugemacht und das Abendessen kam auch retour, Kinga hat dafuer alles gut verkraftet und fest geschlafen. Tagsueber waren wir dank Coca-Mate Tee alle wieder fit. Die 2 Anderen haben mit 2 Fuehrern und Hund den Gipfel gemacht und wir haben den stolzen Bezwingern gratuliert und koennen Eduardo, seine Huette Cara Sur und sein Team sehr empfehlen. Waehrend die Touristenstroeme mit teurem Eintritt ueber Norden kommen ist man hier im Sueden unter sich und sehr familiaer, es braucht hier schon Glueck, um auf andere Menschen zu stossen. Gerne wieder!

6. Dezember 2009

Andinisches Landleben

Unser Drehkreuz diese Woche ist Latacunga an der Panamericana. Hier haben wir ueberschuessiges Gepaeck eingelagert und sind mit leichter Ausruestung zu einem 3 Tagesmarsch in die laendliche Sierra gestartet. Quilotoa-Krater, dann als Ziel die Bergdoerfer Chugchilan und Insinlivi.
Los ging es mit Zelten am Kraterrand auf 3800m, um frueh Morgens von oben aufbrechen zu koennen. Schnell haben wir gelernt, in welchen Grenzen das Leben hier ablaeuft. Einerseits prosperierende Landwirschaft und Viehzucht mit stolzer Landbevoelkerung, andererseits nutzten die Menschen trotzdem jede Gelegenheit, um nach Essen, letzlich Brot zu betteln, wohlgemerkt von Dinero war keine Rede. Wir teilten und konnten so unseren Vorrat an Bananen, Semmeln etc. gut einsetzen, hatten weniger zu schleppen und die Menschen, die uns den Weg gezeigt haben, einschliesslich der zwei zehnjaehrigen Brueder die uns 2h belagert haben teilten mit ihre Freudlichkeit kleines Glueck mit uns. Positiv aufgefallen ist uns, dass mitten in der Sierra alle paar km eine Schule eingerichtet ist, voll mit uniformierten Schuelern und selbst der einfache Schaeferjunge morgens diszipliniert zu Schule wandert. Was uns angeht, mussten wir einsehen, dass GPS sehr begrenzt weiterhilft, da von dieser Gegend nur lueckenhaftes Kartenmaterial als Bezugsgroesse zu kriegen ist. Pragmatischer war es Fussabdruecken zu folgen und selten genutzte Wege zu meiden. So kamen wir frueher oder spaeter immer zum Ziel. Besonders wichtig war es auf weggeworfene Eistueten und Suessigkeitenpackungen der Schueler zu achten, die mit zuhnehmender Frequenz eine sichere Quelle in ca. 1/2h Entfernung anzeigten. Vom letzten Bergdorf aus startete unser Retourbus um 3Uhr Sammstag frueh, der einzige am Tag, auf Schotterpiste 3h Fahrt zur Marktstadt Latacunga.