25. Februar 2010

Die Oberkuh


Nach unserer kleinen Gletscherkunde wollten wir uns ein Superlativ nicht entgehen lassen. Ein Tagesausflug mit dem Reisebus zum Perito Moreno Gletscher war dafuer die pragmatischste Loesung.

Wir sahen die Mega-Kuh schlechthin, allein ihre Zunge ist 14 km lang und die Spitze 60-80 Meter dick. Wir haben viel Geduld mitgebracht und jawohl, das Warten hat sich gelohnt. Dieses Prachtexemplar hat gekalbt -


- beinahe haetten wir den Bus verpasst. Auf der Rueckfahrt herrschte Stille im Bus, hoffentlich ein Zeichen des Respekts vor der eindrucksvollen Macht der Natur...

24. Februar 2010

Tuerme und Kuehe

In Patagonien entwickelt sich unsere Reise immer mehr zur Campingtour. Nach 2 Naechten im Hostel in El Chalten sind wir mit unserem Zelt in den Nationalpark gefluechtet, ein 6000 Quadratkilometer grosses Gebiet mit 250 Gletschern. Das sind schon merkwuerdige Dinger, diese Gletscher und wenn man ueber sie spricht, wird es noch viel merkwuerdiger, oder warum heisst es die Gletscherzunge, die Gletschermilch und der Gletscher kalbt - ist der Gletscher vielleicht eine Kuh? Wir trinken morgens, mittags, abends kolloidales Gletscherwasser, frisch gemolken und versuchen die strengen Umweltregeln im Park einzuhalten d.h. Pipi mind. 100 Meter von jeglichem Wasser entfernt, gleiches gilt fuers Waschen und Geschirrspuelen - ich musste mal dringend meine Stinkefuesse im Bach waschen, da hatte ich tagelang schlechtes Gewissen.

Alle sind zum Thema Umweltschutz sehr enthusiastisch, gut so. Als Sahnehaeubchen gibt es eine beeindruckende Flora und Fauna zu sehen, zu hoeren, zu riechen und zu schmecken. Ueberall wachsen heidelbeeraehnliche Stauden, wie die Kraehenbeerenheide (Empetrum rubrum) mit ihren roten Fruechten, die die Gauchos liebevoll Murtilla de Magellanes nennen, wie hier eben alles den Beinamen Magellans traegt. An jeder Ecke steht ein Berberitzenstrauch namens Calafate (Berberis buxifolia) mit leckeren Blaubeeren - das ist eine Art Nationalpflanze und findet sich im Eis bis zum Schnaps ueberall auf der Speisekarte wieder. Unter den niedrigen Baeumen streifen wir jede Menge Bartflechten und Misteln; verwunschen, wie im Maerchenland ist das und macht riesen Spass, wenn an einem Baum ploetzlich ein Specht auftaucht - wir haben nachgeschlagen - Carpintero Patagonico, ein Magellanspecht.

19. Februar 2010

Ruta 40 a Sur

Weiter Richtung Sueden bringt uns der Bus auf der staubigen Cuarenta in 2 Tagen durch das Herz Patagoniens in das Bergsteigerdorf El Chalten. Unterwegs wird im Westen immer wieder die Andenkette sichtbar, der Rote Faden unserer Tour.Ueberall wird an der Asphaltierung der RN40 gearbeitet aber noch ist die Schotterpiste der ultimative Kult, wenn nach Stunden Fahrt durch die Einoede eine isolierte Tankstelle mit warmem Kaffe wie eine Oase erscheint und wir die Nacht rustikal in einem eigenartigen Truckerdorf verbringen duerfen. Danke, Burkhard, fuer Chatwins Patagonien Bibel, ist alles noch wie 1975.
Unterwegs besuchen wir in einem gruenen Canyon sagenhafte Hoehlenmalereien mit gefaerbten Handabdruecken die auf das Jahr 7300 v. Chr. zurueckgehen. Sie datieren massgeblich die Besiedlung des Kontinents und sind unter Kirchner, damals noch Gouverneur von Patagonien, als Unesco Weltkulturerbe anerkannt worden.
Die Busfahrt ist anstrengend, aber unser Bus und vor allem die beiden knallharten Fahrer halten durch. Andere haben da weniger Glueck und so stoppen wir immer wieder, um gestrandeten Autofahrern oder Bikern Hilfe zu leisten. Im Bus sitzen diesmal ausschliesslich Touris, wie wir, der ganze Globus ist vertreten und alle sind offensichtlich sehr diszipliniert in dieser unwirklichen Umgebung, jedenfalls geht man relativ ruhig und gelassen miteinander um, bestimmt nicht ganz einfach fuer jeden einzelnen. Kein Einheimischer waere so bloed freiwillig diese Tour auf sich zu nehmen. In El Chalten erwartet uns eine andine Maerchenkulisse, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, umgeben von Gletschern, rund um spitze Granitbloecke, wie Fitz Roy mit Puderzucker drauf. Da weiss man gar nicht wo man anfangen soll.

16. Februar 2010

Grenzwertig

Nach einer Woche abroad sind wir wieder zurueck in der Zivilisation.
Ueber 1000 km suedlich von Santiago beginnt das chilenische Fjordgebiet. Das war fuer uns die richtige Stelle, um bei spaetsommerlichen Temperaturen per pedes den Grenzuebergang nach Argentinien zu wagen. In einem Seengebiet zwischen 100 und 1000 Hoehenmetern ging es mit unserem Gepaeck, Vorraeten und Zelt auf dem Ruecken Richtung Osten.
In Google Maps sieht das ungefaehr so aus, die Strasse von Cochamo endet vor dem Lago Azul, weiter entlang dem Lago Las Rocas, Lago Inferior, Lago Puelo, El Bolson. Das war endlich die Nagelprobe fuer uns, kein Handysignal, befahrbare Strassen haben wir lange hinter uns gelassen, so arbeiteten wir uns Tag fuer Tag durch diese menschenleere gruene Natur. Wir folgten dabei einem schmalen Pfad, dem nahezu einzigen in der Gegend, was die Gefahr von Falschabbiegen reduzierte. Dieser verband in Tagesmaerschen wichtige Punkte wie Farmhaeuser, Bootsanlegestellen, Haengebruecken etc. miteinander.
Wir waren gerade lange genug in der Wildnis, um ein Gefuehl dafuer zu bekommen, dass hier die Sonne von Osten nach Norden nach Westen wandert, gewoehnungsbeduerftig! Unglaublich das viele Wasser hier und wie easy, du gehst zum Bach und trinkst, alles beste Trinkwasserqualitaet. Gleichzeitig waren die Flussueberquerungen ein immer wiederkehrendes Abenteuer fuer Kreative. Das Beste waren fest installierte cable cars, simple aber effektive Seilbahnen, handbetrieben, Augen zu und durch. Die eine oder andere baufaellige Haengebruecke allerdings haette ich uns gerne erspart...
Am 6. Tag erreichten wir endlich die chilenische Grenzstation, mitten im Wald, ein Aussenposten der Carabineros, eher eine Jagdhuette.
Hier hat ein freundlicher Beamter abends im Nirgendwo unsere Ausreiseformalitaeten abgewickelt und die Paesse mit dem Jaegerwappen der Carabineros abgestempelt, freu.
So geruestet zelteten wir die letzte Nacht in Chile, bevor es am naechsten Morgen mit einem Zodiac nach Argentinien ging. Die Ueberfahrt hat uns Xavier organisiert, ein Deutscher, der hier seit 14 Jahren mit seiner Familie eine Farm betreibt und mit CB Funk ausgestattet ist.
Am anderen Ufer nahm uns dann die Navy Argentinia in Empfang und der strenge Beamte wollte nun gar nicht verstehen, wo wir herkommen, warum der Ausreisestempel auf 14.02. datiert ist, wir aber erst am 15.02. zu ihm kommen. Wir haben versucht ihm zu erklaeren, dass wir alles latschen mussten und der Grenzposten, unser Zeltplatz und der Bootsanleger jeweils einige Stunden auseinander liegen. Irgendwann hat er es dann verstaendnislos aufgegeben und wir hatten den Einreisestempel der argentinischen Navy.
So sind wir jetzt in der Hippie Stadt El Bolson auf der Ruta 40, die straight nach Sueden durch Patagonien fuehrt, gelandet. Das nette Voelkchen hier verwoehnt uns besonders mit selbstgebrautem Bier aus eigenem Hopfenanbau, handgemachter Schokolade und Asado Grillfleisch. Ein guter Platz um sich von dem anstrengenden Grenzuebergang zu erholen.

5. Februar 2010

On the road again

Alles fing an mit der Enteisung der Tragflaeche unserer Boeing 747. Das war dann auch der Grund, warum wir den Anschluss nach Lima verpasst haben. Mit Dominoeffekt ist ebenso der Weiterflug zum Titicacasee geplatzt. Wir sind so auf unserem Flugmarathon im langweiligen Houston, Texas, gestrandet wo wir umgeplant haben, mit neuer Destination: Santiago de Chile yipee. Belohnt wurde dieser Entschluss mit einer super Arbeit von Walkabout Reisen, die ueber Nacht klasse Tickets bereitstellen und dem Umstand, dass der nagelneue LAN-Airbus von einem Senior Kapitaen geflogen wird, der nach 45 Dienstjahren mit uns seinen Abschiedsflug zelebriert - Party, fehlte nur der Looping ueber Santiago. In dem mondaenen Staedtchen, das uns freundlich mit Wolkenkratzern, Parks, U-Bahnnetz und rundum westlicher Struktur empfaengt bereiten wir unsere Weiterreise nach Patagonien vor.
P.S. Wir haben den Freischaltknopf fuer Kommentare gefunden: Ab sofort kann jeder auch unangemeldet und ohne Mitgliedschaft in irgendeiner Community einen Kommentar abgeben. Also ran an die Tasten...