21. August 2010
Unter Wasser
Eine Bootsstunde vom Festland entfernt lassen wir uns von einem Fischer auf die Insel Bunaken im Norden Sulawesis mitnehmen. Hier sollte das grosse Faulenzen mit Cocktails und Kokospalmen am Strand starten. Stattdessen waren wir ueberrascht als ab ca. 11 Uhr bis 16 Uhr Ebbe und Schlick herrschte. Wir begannen also uns umzuschauen, was man denn so auf der Insel machen koennte und wo die Geheimnisse dieses Eilands versteckt waren - unter Wasser, ganz einfach.
Also raus aus der Fischerhuette und rein in den Taucherclub. Was wir dann mit der geliehenen Schnorchelausruestung zu sehen bekommen ist einfach atemberaubend - ohne Worte. Die Insel ist umzingelt von leuchtenden Korllenriffs im glasklaren Wasser. 50 Meter vor dem Strand gibt es Stellen - "the wall" - wo das Riff in zwei Metern Tiefe ploetzlich ueber 100 Meter senkrecht abfaellt. An dieser Kante beobachten wir eine Fischwelt ohne Gleichen.
Spaeter beim Abendessen, wo die neuesten Unterwassererlebnisse ausgetauscht werden, kommen wir gar nicht aus dem Schwaermen raus. Leider sehen wir auch den blutenden Unterarm eines Urlaubers nach einer glimpflichen Triggerfisch-Attacke. Das bedeutete fuer uns, dass wir Fotos in Bestimmungsbuechern studieren mussten, damit wir wissen, wie er aussieht, der boese Trigger - prompt sind mir am naechsten Morgen Dutzende begegnet ...
Die Taucher sind jedenfalls ein gemuetliches Voelkchen. Wir schnorcheln noch ein paar Tage, bevor wir am letzten Tag einen Tauchen-Schnupperkurs machen, der Kinga schliesslich am "wall" in voller Montur auf 10 Meter Tiefe bringt. Leider musste sie sich viel zu frueh von ihrer ganz persoenlichen Riesenschildkroete (danke Torsten fuer die geilen Unterwasserfotos) verabschieden.
Die Woche im Taucherparadies hat uns unerwartet eine neue Dimension vollkommener Natur erschlossen. Die meditative Ruhe ueber und unter Wasser hat uns den Kopf freigemacht fuer die letzte Etappe unserer Reise Richtung Australien. Als Erinnerung hat mir Kinga einen Rastakopf geflochten...
8. August 2010
Unter "Eingeborenen"
In Indonesien gelandet war unser erstes Ziel der Besuch von Ureinwohnern in weitgehend isolierten Bergdoerfern West-Papuas. Dschungel in Amazonien, Mountaineering in Nepal - beide Erfahrungen konnten wir jetzt fuer eine Trekkingtour in die Highlands von Papua gut gebrauchen. Wir holten also verschiedene Angebote ein und suchten eine lokale Agentur heraus. Als wir mit deren Hilfe innerhalb weniger Tage eine Expedition nach unseren Vorstellungen zusammenstellten begriffen wir langsam, welches Ausmass unsere Planungen haben wuerden. Am Ende standen 12 Tage, 1 Guide, 1 Koch und 8 Traeger nur fuer uns beide zur Verfuegung... In 2 Stunden Flug ging es mit der Propellermaschine an Kingas Geburtstag von der Nordkueste Papuas weiter in ein goldgraeberaehnliches Staedtchen, umgeben von Regenwald. Hier geniessen wir zum letzten Mal die weiche Hotelmatraze und machen uns trotz gewisser Anspannung Mut.
Schnell hatten wir am naechsten Morgen die Grenze der befahrbaren Wege erreicht und starten die Expedition. Vor uns lagen ca. 200 km schmale Pfade oder Dschungeldickicht im Bereich von 1600 - 3600 Hoehenmetern.
Es war schon eine extrem gewoehnungsbeduerftige Situation, ploetzlich mit 10 Maennern durchs Niemandsland zu marschieren und nicht zu wissen, was uns erwartet. Die Jungs freuten sich aber ueber die mitgebrachten Zigaretten und schnell waren unsere Sorgen vergessen, als wir merkten, mit welch lustiger Truppe wir unterwegs waren und dass alle quasie schon im Sandkasten im selben Dorf zusammen gespielt hatten. Unsere Tage beginnen um 5.30 Aufstehen, 7 Uhr Loslaufen, um 10 - 12 Stunden Weg hinter uns zu bringen. Wo anfangs noch improvisierte Haengebruecken ueber die Fluesse helfen und Huetten fuer die Nacht auf uns warten, finden wir nach 2 Tagen nur noch Baumstaemme, Untiefen, schlammige Savanne und 4 Naechte schlafen wir im Zelt. Der alltaegliche Gewitterregen am Nachmittag und die absolute Finsternis ab 19 Uhr machten die Sache zusaetzlich spannend.
Am 6. Tag erwischt uns dann die Dunkelheit, als wir zu Dritt, nur mit Handgepaeck mitten im Dschungel stranden, waehrend die Traeger mit dem Zelt ca. 2 Stunden ins Nachtquartier vorausgeeilt sind. Die Nacht im Regenwald auf 3000 Metern Hoehe wuerde 5 Grad kalt werden und wir mussten eine Entscheidung treffen, ob wir mit Stirnlampe ueber Schlamm weiterlaufen oder vor Ort den naechsten Tag und evtl. Hilfe abwarten. Im Dunkeln weiterzusteigen war einfach zu gefaehrlich und unser Guide war ueberzeugt, dass seine Jungs uns frueher oder spaeter finden werden, also blieben wir und hatten Glueck als es aufhoerte zu regnen. Wir lernten, wie man mit Gras, Rinde, Rauch und viel Geduld Holz trocknet, um dann ein stattliches Signal-Feuerchen zum Aufwaermen anzufachen. Nach ueber 2 Stunden hatten uns die ersten Porter erreicht - Rettung! Die Jungs sind dann dageblieben und haben unter klarem Sternenhimmel auf einem Grasbett am Feuerchen geschlafen - wichtigste Ausruestungsgegenstaende: Stirnlampe, Feuerzeug, Axt und Machete.
Die Belohnung fuer all unsere Qualen ist der Blick in die scheuen Augen und der lange, herzliche Haendedruck der Yali-Stammesbewohner, die nur selten einen Weissen zu sehen bekommen. Leider blieb uns zuwenig Zeit, dieses urspruengliche, auf das Traditionelle reduzierte Leben wirklich fuehlen zu koennen.
Der Rueckweg verlief dank der eingespielten Crew glatt ausser, dass es unser Guide, Silas einmal zu gut gemeint hat, als er uns im Nachtquartier im Missionshaus von aussen eingeschlossen hat, mit der Folge, dass ich mangels Toilette in die Wasserflasche pinkeln musste. Hier war es auch, wo wir wiederholt Reste von Antibiotikaspritzen, die gegen Tripper wirksam sind gefunden haben. Leider gibt es zwar Plakate der christlichen Missionen, die in dieser abgelegenen Region, wo noch polygam gelebt wird, ueber AIDS usw. aufklaeren, aber schuetzende Kondome werden negiert.
Unterm Strich war diese Tour wirklich das ausgefallenste und haerteste, was wir bisher erlebt haben und wir freuen uns sehnsuechtig auf weisse indonesische Straende zum faulenzen und Klamottenwaschen...
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