8. August 2010
Unter "Eingeborenen"
In Indonesien gelandet war unser erstes Ziel der Besuch von Ureinwohnern in weitgehend isolierten Bergdoerfern West-Papuas. Dschungel in Amazonien, Mountaineering in Nepal - beide Erfahrungen konnten wir jetzt fuer eine Trekkingtour in die Highlands von Papua gut gebrauchen. Wir holten also verschiedene Angebote ein und suchten eine lokale Agentur heraus. Als wir mit deren Hilfe innerhalb weniger Tage eine Expedition nach unseren Vorstellungen zusammenstellten begriffen wir langsam, welches Ausmass unsere Planungen haben wuerden. Am Ende standen 12 Tage, 1 Guide, 1 Koch und 8 Traeger nur fuer uns beide zur Verfuegung... In 2 Stunden Flug ging es mit der Propellermaschine an Kingas Geburtstag von der Nordkueste Papuas weiter in ein goldgraeberaehnliches Staedtchen, umgeben von Regenwald. Hier geniessen wir zum letzten Mal die weiche Hotelmatraze und machen uns trotz gewisser Anspannung Mut.
Schnell hatten wir am naechsten Morgen die Grenze der befahrbaren Wege erreicht und starten die Expedition. Vor uns lagen ca. 200 km schmale Pfade oder Dschungeldickicht im Bereich von 1600 - 3600 Hoehenmetern.
Es war schon eine extrem gewoehnungsbeduerftige Situation, ploetzlich mit 10 Maennern durchs Niemandsland zu marschieren und nicht zu wissen, was uns erwartet. Die Jungs freuten sich aber ueber die mitgebrachten Zigaretten und schnell waren unsere Sorgen vergessen, als wir merkten, mit welch lustiger Truppe wir unterwegs waren und dass alle quasie schon im Sandkasten im selben Dorf zusammen gespielt hatten. Unsere Tage beginnen um 5.30 Aufstehen, 7 Uhr Loslaufen, um 10 - 12 Stunden Weg hinter uns zu bringen. Wo anfangs noch improvisierte Haengebruecken ueber die Fluesse helfen und Huetten fuer die Nacht auf uns warten, finden wir nach 2 Tagen nur noch Baumstaemme, Untiefen, schlammige Savanne und 4 Naechte schlafen wir im Zelt. Der alltaegliche Gewitterregen am Nachmittag und die absolute Finsternis ab 19 Uhr machten die Sache zusaetzlich spannend.
Am 6. Tag erwischt uns dann die Dunkelheit, als wir zu Dritt, nur mit Handgepaeck mitten im Dschungel stranden, waehrend die Traeger mit dem Zelt ca. 2 Stunden ins Nachtquartier vorausgeeilt sind. Die Nacht im Regenwald auf 3000 Metern Hoehe wuerde 5 Grad kalt werden und wir mussten eine Entscheidung treffen, ob wir mit Stirnlampe ueber Schlamm weiterlaufen oder vor Ort den naechsten Tag und evtl. Hilfe abwarten. Im Dunkeln weiterzusteigen war einfach zu gefaehrlich und unser Guide war ueberzeugt, dass seine Jungs uns frueher oder spaeter finden werden, also blieben wir und hatten Glueck als es aufhoerte zu regnen. Wir lernten, wie man mit Gras, Rinde, Rauch und viel Geduld Holz trocknet, um dann ein stattliches Signal-Feuerchen zum Aufwaermen anzufachen. Nach ueber 2 Stunden hatten uns die ersten Porter erreicht - Rettung! Die Jungs sind dann dageblieben und haben unter klarem Sternenhimmel auf einem Grasbett am Feuerchen geschlafen - wichtigste Ausruestungsgegenstaende: Stirnlampe, Feuerzeug, Axt und Machete.
Die Belohnung fuer all unsere Qualen ist der Blick in die scheuen Augen und der lange, herzliche Haendedruck der Yali-Stammesbewohner, die nur selten einen Weissen zu sehen bekommen. Leider blieb uns zuwenig Zeit, dieses urspruengliche, auf das Traditionelle reduzierte Leben wirklich fuehlen zu koennen.
Der Rueckweg verlief dank der eingespielten Crew glatt ausser, dass es unser Guide, Silas einmal zu gut gemeint hat, als er uns im Nachtquartier im Missionshaus von aussen eingeschlossen hat, mit der Folge, dass ich mangels Toilette in die Wasserflasche pinkeln musste. Hier war es auch, wo wir wiederholt Reste von Antibiotikaspritzen, die gegen Tripper wirksam sind gefunden haben. Leider gibt es zwar Plakate der christlichen Missionen, die in dieser abgelegenen Region, wo noch polygam gelebt wird, ueber AIDS usw. aufklaeren, aber schuetzende Kondome werden negiert.
Unterm Strich war diese Tour wirklich das ausgefallenste und haerteste, was wir bisher erlebt haben und wir freuen uns sehnsuechtig auf weisse indonesische Straende zum faulenzen und Klamottenwaschen...
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4 Kommentare:
Krass! Und ich bewundere Deinen Mut, Kinga, mit 8 fremden Maennern in den Urwald zu tigern...
Wann duerfen wir Euch denn erwarten???
KDW
Wenn ich mir die Klamotten der Ureinwohner anschaue, kommen mir Zweifel, ob ihr wirklich im Nirgendwo gewesen seid, oder ob nicht doch ein "Kik" um die Ecke ist ;-))
Aber ihr hattet wirklich einen spannenden Trip! Leider habt Ihr uns dieses Mal vorenthalten, was Euer Koch gezaubert hat...
Gute Erholung! Liebe Grüße von
Birgit
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
So wie ihr das macht, ist es richtig!
Was für eine Expedition! Ob sich diese Ureinwohner fragen, wie die Weissen leben, wie die Kleidung gemacht wird und was das für Materialien sind? Welche Vorstellungen haben sie von uns und unserer Welt und sog. Zivilisation? Oder hat der eine oder andere unsere "Welt" schon besucht?
Ich wünsche Euch weiterhin spannende und erholsame Tage und bleibt gesund.
Liebe Grüße
Petra
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