28. Mai 2010

Tanzende Moenche


Gerade rechtzeitig sind wir letztes Wochenende in das buddhistische Kloster nach Rumtek gekommen um das Puja Fest mitzufeiern, das nur alle 2 Jahre einmal stattfindet. Die Monastery ist ein architektonisch beachteter Nachbau (1960) eines alten Klosters in Tibet. Von 3 Uhr morgens bis zum Anbruch der Dunkelheit gibt es Zeremonien, Musik und Tanz, die zeigen, wie das Gute ueber das Boese (Teufel) siegt.

Auf den ersten Blick Volksfeststimmung, spueren wir nach einiger Zeit das Meditative in den monotonen Rhythmen (Gong) und den langsamen Bewegungen zu immer wiederkehrenden Tanzritualen - manchmal sind mir einfach die Augen zugefallen waehrend Kinga begeistert die Stoffe, Schnitte und Muster der Kostueme bestaunt hat.

Nach soviel Relaxen machten wir uns auf, um nochmal den Himalaya zu geniessen. Wir lassen uns in Sikkim mit vollgequetschten Jeeps (shared Taxis) von Dorf zu Dorf bringen, bleiben jeweils 1-2 Naechte und machen Tagestouren. Immer im Blick den Khangchendzonga, mit 8586m die Nummer 3 in the world. Inzwischen ist der Monsun im Land angekommen und ab mittags wird es auch hier ziemlich feucht. Das freut die Pflanzen und Tiere, besonders die glitschigen Blutegel (Hirudo officinalis). In diesem Zusammenhang steht es derzeit 3:1 (Jo:Kinga) - ein Qualitaetsmerkmal fuer mein reines Blut, wie man hier sagt. Wenn wir wieder so einen Vampirsauger abgezupft haben blutet es immer den halben Tag aus dem blauen Fleck, ansonsten scheint der Biss gut zu verheilen, Jod drauf, fertig. Wir haben mehr Spass mit anderen Tieren z.B. ist uns ein roter Panda in freier Wildbahn auf ca. 2500 Meter Hoehe ueber den Weg gelaufen. Wir haben im Baumwipfel sein wirklich rotes Fell und dann nur noch seinen weissen Hintern gesehen, als er auf der Flucht weitergeschwungen ist.


19. Mai 2010

Colours

Vor 1 Woche hat uns der Zug in 16h in ein gruenes Bergidyll gebracht. Seitdem ist nicht viel passiert, da mich eine fiebrige Mandelentzuendung geplaettet hat. Zum Glueck ist Kinga eine perfekte Krankenschwester und versorgt uns taegl. mit Frischem vom Markt. So chillen wir in Gangtok (1500m), ein 50000 Einwohner Staedtchen, am Hang gebaut, mit Fussgaengerzone, jeder Menge Cafes und Klostern. Wir sind in der Landeshauptstadt von Sikkim, dem noerdlichen indischen Bundesstaat, umgeben von Nepal, Tibet und Bhutan. Die Teeplantagen von Darjeeling liegen keine 100km entfernt. Im Augenblick herrscht hier Hochsaison, die Hotels sind alle ausgebucht, aber keine Westtouristen, sondern 98% indische Mittelstandsfamilien, die hier bei 25 Grad und ab und zu Regen, der Hitze im Sueden entkommen.






Neben den interessanten soziokulturellen Beobachtungen haben es uns besonders die vielfaeltigen Farben angetan. Die Gegend ist ein Orchideen-paradies.



8. Mai 2010

Ganga Ma, am heiligen Fluss


Samstagnachmittag, wir sitzen auf der Terasse unseres Hostels in Varanasi, 40 Meter hoch ueber dem heiligen Fluss, 40 Grad im Schatten, leichte Brise. Unsere Oase der Ruhe laesst uns zur Besinnung kommen, waehrend wir dem entspannten spirituellen Treiben der Menschen am Fluss zuschauen. Auf ueber 1km Laenge fuehren die Treppen am Flussufer direkt ins Wasser. 100 meter flussaufwaerts liegt das Krematorium, erkennbar an den Unmengen gelagertem Brennholz und dem Geruch. Verbrennungen finden taeglich statt, dazu werden bei Daemmerung unter freiem Himmel mit hunderten von Zuschauern / Angehoerigen in weisse Tuecher gehuellte Koerper auf vorbereiteten Scheiterhaufen entzuendet. Dieser Platz kommt nie zur Ruhe - rundherum Ziegen, Kuehe, Affen, Hunde, Frosch, Menschen, Boote...
Ein paar Blocks entfernt verlaufen die Haupteinkaufsstrassen. Diese zu betreten musst du kerngesund sein. Kaum haben wir die Hostel-Oase verlassen, haengt an jeder Schulter ein Strassenjunge und labert. Diese Trickser machen auf geschaeftstuechtig, sind aber leider irgendwo zwischen Bettler und Betrueger einzuordnen. So bekommen wir staendig eine breite Palette nicht benoetigter Dienstleistungen und Waren angeboten: Haareschneiden, unbedingt mal wieder Rasieren, Kopfmassage, Nacken-, Fussmassage, Taxi, Motorrikscha, Rikscha, Ruderboot, Motorboot, Faehre, Haschisch, Marihuana, something to get high, Seligsprechung fuer ewiges Leben, Guide, Kaffetrinken, Teetrinken, Schuheputzen (eher selten), einmal Leuchten...


Leidensgenossen, die aus Staedten wie Delhi, Bombay usw. angereist sind, bestaetigen uns, dass sie diesem Level von Freiwildatmosphaere bisher nirgendwo zuvor begegnet sind. Zum Glueck ist es fuer uns nach Anlaufschwierigkeiten auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt immer besser gelaufen. Wir haben unserem 2. Hotelmanager (einmal sind wir schon umgezogen) gleich von vornherein gesagt, dass wir seit der Landung in Indien nur Luegen gehoert haben und das so nicht weitergehen kann. Was er von uns gehoert hat ist ihm wohlbekannt und er hat mit uns verstaendnisvoll ein Agreement getroffen: keine Geschichten. Dann hat er ein bisschen aus dem Naehkaestchen geplaudert und uns kostbare Tips gegeben, das sollte eine Basis fuer die naechsten Tage sein, ohne Luegen ueber die Fahrtsstrecke/-zeitangabe vom Flughafen, die Taxipreise, Falschauskuenfte ueber Geldautomaten, die angeblich nicht existieren, oder nicht funktionieren, falsche Ortsangaben, in die falsche Richtung schicken und da waren wir aber wirklich sauer, als ein Typ uns sogar bei der Uhrzeit belogen hat... Manche erspaehen uns auf der Strasse, sofort labern sie uns an und dann ploetzlich wissen sie gar nicht, was sie uns aufschwatzen wollen. Wenns uns zu hart wird muessen wir dann so einen Heini auch mal auf offener Strasse auslachen und schliesslich haben wir den Eindruck, dass wir diese Spielchen mit einem Lachen ganz gut wegstecken. Wir sind sehr beeindruckt von der Artenvielfalt und dem Zusammenleben mit Tieren in der Stadt. Im Hostel bleiben z.B. bei Abwesenheit die Fenster geschlossen wegen den herumkletternden Totenkopfaeffchen. Der religioes bedingte Umgang mit Tieren ist ueberall angenehm zu spueren. Die Speisekarte ist dann auch eher vegetarisch orientiert, in dieser Richtung aber unschlagbar kreativ. Wir haben 2 hervorragende Restaurants, wo wir uns 3 mal am Tag von A-Z an erlesenen Gewuerznoten durchschlemmen. Wir lassen es uns gutgehen auch um verlorene Pfunde aufzufuellen.

5. Mai 2010

Streik

Danke fuer die vielen netten Kommentare, das motiviert gleich wieder einen Post zu veroeffentlichen, denn es gibt viel zu berichten: Zurueck in Kathmandu, zurueck in der Wirklichkeit sind wir mitten in einen Generalstreik geraten. Wir landen am Sonntag 02. Mai am Flughafen und sind verwundert, dass der Vorplatz ausgestorben ist. Keine Rikschas, keine Autos, keine Taxis, keine Busse etc. Naja, Streik der Verkehrsbetriebe, dachten wir. Welches Ausmass und Konsequenzen wirklich dahintersteckten sollten wir erst in den naechsten Tagen herausfinden.
Zunaechst haben wir mit unserem ganzen Dreck im nahegelegenen Hyatt eingecheckt, wirklich ein nobler Schuppen und gaanz wichtig: alle Badeeinrichtungen, heisses Wasser, Toiletten (mit Telefon) und die Waescherei waren in Betrieb.

Also raus aus den Klamotten und rein in die flauschigen Hotelbademaente und Hotelschlappen. Wir haben alles in die Waesche gegeben und sind den ganzen Tag im Bademantel durchs Hotel - grosser Spass, als man uns am Lunchbuffet erklaerte, Bademode waere nicht erlaubt, aber mangels Alternativen zeigte man Verstaendnis und die Voellerei konnte beginnen. 24 Stunden sind wir im goldenen Kaefig und vergessen fast die Entwicklung draussen.

Im live TV sehen wir Grossdemonstrationen, Traenengas, es herrscht Fahrverbot, alle Geschaefte, Baeckereien, Banken, Krankenhaeuser etc. sind geschlossen. Leider muessen wir umziehen, eine weitere Nacht im 5 Sterne Tempel koennen wir uns nicht leisten. Mit einem polizeibewachten Regierungsbus kommen wir vom Hyatt ein Stueck Richtung unserer gemuetlichen Herberge, das letzte Stueck muessen wir laufen. Wir lernen ein Land im Ausnahmezustand kennen. Die maoistische Partei hat Generalstreik verordnet und fordert den Ruecktritt des Premierministers.
Das Land ist wie paralysiert, nichts geht mehr. Bedenkt man, dass es sich um Zwangsstreik, Zwangsfahrverbot usw handelt, braucht man keine demokratische Legitimation zu suchen, alles wird von Maoistenkadern aus laendlichen Regionen rekrutiert und kontrolliert. Geschaeftsleute, Regierungsangestellte, Beamte und Touristen haben Angst, die Versorgungslage ist katastrophal. Die US-Embassy hat als erste Botschaft ihre Tueren geschlossen. Keiner kann uns sagen, wie lange das hier dauert, aber eins steht fest: Am End wird es nur Verlierer geben.
Zum Glueck begegnet uns keine Gewalt, die Aktivitaeten in der Stadt sind aufregend aber friedlich. Man weiss allerdings nie, wann die Polizei/Militaer die Nerven verlieren... Dienstag von 15-18 Uhr gab es auf der 27 km langen Ring Road rund um die Stadt eine Menschenkette (Maoistenkader) die mit verbindlichem Koerperwiderstand das Passieren unmoeglich machte. Taeglich von 18-20 Uhr sind die Laeden zur Grundversorgung geoeffnet, das haben die Maoisten erlaubt, aber viele Waren fehlen, da seit Sonntag der Transport zusammengebrochen ist. Nochmal, es herrscht absolutes Fahrverbot, unvorstellbar in diesem Millionen Moloch, stattdessen werden Strassen zu Cricketplaetzen, wir treffen Einheimische beim "Sonntagsspaziergang" mit dem Vorteil einer abgasfreies Luft, dafuer stinkt der liegengebliebene Muell umso mehr, da ist auch mal ein Tierkadaver darunter. Bevor es unappetitlich wird haben wir unsere weiteren Plaene in Nepal gestrichen und mit viel Glueck gerade unsere Tickets zum Weiterflug nach Varanasi am morgigen Donnerstag bekommen. Schade, schade, nur haben wir im Augenblick in Nepal keine Perspektive.

3. Mai 2010

EBC (Everest Base Camp)


Unser Ziel war, die hochalpine Bergwelt moeglichst intensiv zu erleben. Unsere Basis dafuer war eine ernsthafte Akklimatisierung, fuer die wir viel Zeit investiert haben. Unsere Geduld hat sich aber gelohnt denn wir konnten all unsere Plaene realisieren und geniessen.

Von Pauschalreisegruppen, die oft nur 18 Tage fuer die Bergtour zur Verfuegung haben erfahren wir unterdessen, dass gerne auf die "Akklimatisierungshilfe" Diamox zurueckgegriffen wird, teilweise schon prophylaktisch ab Landung in Lukla. Wir haben die duenne Luft ohne Doping weggesteckt und hatten eher mit Beinproblemen (Muskel und Knie)oder Durchfall(Jo)zu kaempfen, da haben unsere Profelan Salbe, ET und Cipro gute Dienste geleistet.








So verbringen wir den gesamten April in der Everest Region. Wir spueren, dass diese 4Wochen mit den unvergesslichen Ausblicken in der einzigartigen Bergwelt, mit den Abenteuern auf den Paessen und Gletschern, den Abenden an den Feueroefen der Lodges eine ganz besondere Station auf unserer Tour darstellen.
Unser Everest Trek 03.04. - 02.05.2010 in Zahlen:
Paesse = 7 Stueck (bis 5420 Meter)
Gipfel = Chukung Ri 5420, Kala Pattar 5554, Gokyo Ri 5340 Meter.
Lodges = 18 verschiedene
Zeltplaetze = 5
Verluste = 1 gebrochene Guertelschnalle, 1 durchgescheuerte Bluse, zahlreiche abgespeckte Pfunde.
Gewinne = 1 Vollbart, 1000 Fotos, Respekt vor der Natur, unvergessliche Impressionen.
Gesamtstrecke = alle Steigungen zusammengerechnet haben wir eine Bergstrecke von 16890 Hoehenmetern erklommen ...